Es ist in den vergangenen Jahren zur Tradition geworden, dass Mitglieder des Rotaryclubs St. Moritz von Zeit zu Zeit die Ärmel hochkrämpeln, um zusammen mit ihren Familien Arbeitseinsätze zugunsten der Umwelt zu leisten.
So wurden beispielsweise Ablagerungen von Lawinen aus Waldweiden geräumt, Bäume gepflanzt, Wildverbissschutzzäune erstellt oder eine Schneise freigeholzt, um Tiefschneefahrer zu kanalisieren und gleichzeitig Weidefläche zu schaffen.
Dieses Jahr ging es um die Bekämpfung von Neophyten im Wald. Die Rotarier-familien trafen sich am letzten Samstag in Chapella, um Lupinen als invasive Neophyten aus dem Waldgebiet zu entfernen (siehe Fotos).
Bekämpfung der Lupine als invasiven Neophyten?
Auf den 1. September 2024 hat der Bundesrat die «Verordnung über den Umgang mit Organismen in der Umwelt (Freisetzungsverordnung, FrSV)» in Kraft gesetzt.
Im Anhang zur Verordnung sind verbotene, invasive, gebietsfremde Organismen aufgelistet. Damit will man den invasiven Neophyten den Kampf ansagen, weil sie hierzulande nicht heimisch sind und der natürlichen Artenvielfalt schaden. Darunter fallen nicht nur der Riesen-Bärenklau oder Ambrosia, sondern auch Garten-Lieblinge wie Tessinerpalme, Sommerflieder, Kirschlorbeer oder die vielblättrige Lupine.
Diese aus Nordamerika stammende Pflanze blüht wunderschön in unseren Gärten und soll dort die Menschen weiterhin erfreuen. Hingegen soll sie sich nicht ausserhalb der Gärten verbreiten!
Mithilfe von Bakterien gewinnt die Lupine Stickstoff aus der Bodenluft und kann auf nährstoffarmen Böden wachsen. Die Samen springen meterweit aus dem Kapseln und sorgen für eine rasche Verbreitung. Wenn sie ins Wasser eines Baches fallen, keimen sie auf der nächsten Sand- oder Kiesbank. So vermag die Lupine immer grössere Flächen zu überwuchern.
Einheimische Pflanzen - aber auch Vögel wie der Flussuferläufer oder der Flussregenpfeifer, die für ihre Gelege auf vegetationsfreie Flächen angewiesen sind - finden dann keinen Platz mehr. Ausserdem enthalten Lupinen Stoffe, die dem Vieh schaden, wenn es die Pflanze frisst.
Aus diesen Gründen organisieren die Gemeinden in Zusammenarbeit mit dem Amt für Natur und Umwelt Bekämpfungsmassnahmen: Zivildienstleistende, Schüler, Forstarbeiter - oder eben Rotarier- reissen und hacken die Pflanzen samt ihren Wurzeln aus und entsorgen sie.
Die Arbeit ist beschwerlich, aber sie lohnt sich. Denn die Naturschutzeinsätze verhindern die Verbreitung der invasiven Pflanze (Neophyt) und reduzieren die Bestände über mehrere Jahre.
Unsere Arbeitseinsätze dienen der Erhaltung einer natürlichen Landschaft für Einheimische und Gäste im Oberengadin und festigen gleichzeitig die Freundschaft untereinander.